Frauen verdienen mehr – Zum Equal-Pay-Day am 10.3.2021
Seit Monaten wurde wegen der Pandemie von zahlreichen Müttern wieder Erhebliches geleistet. Zusätzlich zu ihrem Job im Home-office übernahmen sie noch einen Teil vom „Homeschooling“, der sonst von Pädagogen geleistet wurde. Wenn dann zuhause mehrere schulpflichtige Kinder betreut, nein beschult werden mussten, war das mehr als kräfteraubend.
Seit einem Jahr hat das Virus Covid-19 unser Alltagsleben nun schon fest im Griff und für viele tiefgreifende Veränderungen gesorgt. Gesellschaftliche Missstände wurden nicht nur deutlicher, sondern durch die Pandemie noch erheblich verschärft.
Uns allen wurde durch Corona spätestens jetzt bewusst, wie wichtig gut ausgebildete Lehrkräfte an unseren Schulen und gut bezahltes Pflegepersonal in unseren Krankenhäusern sind.
Es zeigte sich aber auch deutlich, dass nicht nur das unterbezahlte, zumeist weibliche Personal in Pflegeberufen, sondern die vielen Frauen in schlecht bezahlten Branchen und Berufen zu den Verlierern der Nach-Corona-Zeit gehören werden.
Knapp drei Viertel der berufstätigen Frauen in Deutschland verdienen ohnehin ca. 20 Prozent weniger als ihre Kollegen. Und selbst bei gleicher Tätigkeit, Qualität und Erfahrung verdienen sogar Frauen in Führungspositionen immer noch 6 Prozent weniger!
Sie entkommen der Lohnlücke selbst dann nicht, wenn sie Männerberufe ergreifen. Wenn nämlich der Frauenanteil in einem Beruf steigt, hat sich gezeigt, dass dort nur die Frauen schlechter bezahlt werden. „Frauen wählen nicht geringere Löhne, sondern bekommen sie“, schreibt Marcel Fratzscher vom DIW. Für viele Frauen ist der Weg somit in die Altersarmut vorgezeichnet.
Was also ist zu tun? Zumal sich durch die Pandemie bei jungen Frauen ein Rückfall in alte Rollenmuster in den Familien abzeichnet.
Warum sollte es bei uns in Deutschland nicht auch möglich sein endlich „Equal Pay“, also Lohngleichheit, einzuführen, wie es in anderen europäischen Ländern der Fall ist? In der konservativen Schweiz gibt es inzwischen ein Gesetz für Lohntransparenz, das sich die Schweizerinnen erstreikt haben! In Frankreich drohen Firmen seit 2019 empfindliche Strafen, wenn sie Lohnlücken nicht angleichen. Und in Island überprüft der Staat seit 2018 eine faire Vergütung und bei Schlechterbezahlung von Frauen wird das Unternehmen ebenfalls mit empfindlichen Strafen belegt.
Sämtliche Gesetzesvorstöße wurden in der Vergangenheit von Arbeitgeberlobbyisten zerrieben, bis schließlich ein „Entgelttransparenzgesetz“ herauskam, das im Ernstfall völlig nutzlos sein kann, weil die Klägerin belegen muss, dass ihre niedrigere Vergütung im Geschlecht begründet ist, bevor der Richter die Position des Arbeitgebers prüft.
Unsere Politik muss endlich die bestehenden Hürden abbauen, die es Arbeitnehmerinnen so schwer macht, ihren Rechtsanspruch auf gleichen Lohn vor Gericht durchzusetzen. Noch besser wäre es, wenn Frauen erst gar nicht vor Gericht ziehen müssten. Dann wäre ein Equal-Pay-Day der Tag, bis zu dem Frauen sozusagen unentgeltlich arbeiten und der, der am 10. März stattfindet, endlich überflüssig.
Und es wäre ein längst überfälliges Zeichen dafür, dass eine Gesellschaft die Arbeit und den Einsatz ihrer Frauen selbstverständlich wertschätzt und im 21.Jahrhundert angekommen ist.